Das riesige unterirdische Munitionsdepot Mitholz wurde 1947 bei einer Explosion verschüttet. Neun Menschen starben. Und plötzlich wird alles viel teurer! Die Räumung der im Berg verschütteten Munitionsdeponie Mitholz BE wird nach neusten Schätzungen rund 1,5 Milliarden Franken kosten. Allerdings wird dem Parlament ein Kredit von 2,5 Milliarden vorgelegt, der mit Risiken und Inflation verbunden ist. Dass rund eine Milliarde für den Notfall eingeplant ist, hat einen Grund: Über den genauen Ort, Zustand und die Menge der verschütteten Munition bestehen noch viele Unsicherheiten. Hinzu kommen anspruchsvolle geologische und hydrologische Bedingungen, wie das Verteidigungsministerium (VBS) am Montag bei der Information der Bevölkerung mitteilte.

Bislang werden 900 Millionen Franken erwartet

Das Projekt zur Beseitigung des Munitionsunglücks soll etwa 25 Jahre dauern. Daher muss auch die Inflation berücksichtigt werden. Weniger detaillierte Kostenschätzungen gingen bisher noch von Liquidationskosten von 500 bis 900 Millionen Franken aus. Nun will das VBS die Kostenplanung auslagern. Die genauen Beträge sollten mit der Zusagedarlehensnachricht verfügbar sein. Der Bundesrat will es bis Ende Jahr im Parlament verabschieden, wie das VBS erklärt.

Große Umweltgefahren

In den letzten Monaten haben sich Experten auch ein genaueres Bild über die Schadstoffbelastung gemacht. Bei rund 3.500 Bruttotonnen Munitionsresten in den verschütteten Tunneln, Felsspalten und Schuttkegeln vor der Anlage besteht ein hohes Kontaminationspotential, da die Munition Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Zink und Antimon enthält. Das bedeutet, dass die Sanierung so gestaltet werden muss, dass eine Belastung der Umwelt mit Rückständen von Sprengstoffen, Schwermetallen und dergleichen verhindert werden kann. Für die umfangreichen Bauarbeiten zur Beseitigung der Fluh, in der sich die verschüttete Munition befindet, ist es notwendig, nicht nur Vorkehrungen gegen Explosionsgefahren, sondern auch gegen Umweltgefahren zu treffen. Auch das abgebaute Material muss entsprechend unter die Lupe genommen, aufbereitet und gereinigt und abschließend saniert bzw. entsorgt werden. Dies erfordert laut VBS noch detailliertere Materialwirtschaftskonzepte. Zudem muss das Sanierungsgebiet selbst vor Naturgefahren wie Steinschlag oder Hochwasser geschützt werden.

Erweiterung des Freiraums

All dies schlägt sich in den Kosten nieder. Rund eine Viertelmilliarde Schweizer Franken wird für Materialwirtschaft, Schadstoffbeseitigung, Schutzmassnahmen gegen Naturgefahren und andere Umweltmassnahmen bereitgestellt. Die Reinigung entfernt nicht nur Munitionsrückstände im vergrabenen Tunnel, die die größte Explosions- und Umweltgefahr darstellen. Der Sanierungsperimeter wurde erweitert auf das gesamte Auswurfgebiet der Explosion von 1947. Mit dieser flächendeckenden Munitionsrückstandssanierung über den gesamten Talboden will das VBS “die Grundlage für eine sichere und attraktive Zukunft von Mitholz” schaffen. Seit Sommer laufen in Mitholz die Bauarbeiten. Für verschiedene Vorplanungen und Vorbereitungen zur Errichtung von Schutzbauten werden Untersuchungen durchgeführt.

Die ersten Bewohner sollen etwa 2025 ausziehen

Das riesige unterirdische Munitionsdepot Mitholz wurde 1947 bei einer Explosion verschüttet. Neun Menschen starben. Das Lager wurde anschließend nicht geräumt, sondern regelmäßig überwacht. 2018 kamen Experten zu dem Schluss, dass das Lager ein größeres Risiko darstellt als bisher angenommen. Das VBS will das Lager nun ab etwa 2030 räumen. Bereits um das Jahr 2025 müssen die ersten Bewohner ihre Häuser verlassen, denn dann beginnt der Bau von Schutzbauten für Straßen und Eisenbahnen durch das Tal. Etwa 50 Mitholzerinnen und Mitholzer müssen während der Räumung des Lagers ihre Häuser verlassen. Rund 90 weitere Menschen in der extremen Gefahrenzone können bleiben, wenn sie wollen, wie seit März dieses Jahres klargestellt wurde. Die Reinigung des im Berg vergrabenen Munitionsdepots ist ein in dieser Grössenordnung schweizweit einzigartiges Projekt. (SDA) Das könnte Sie auch interessieren