Stand: 23.08.2022 13:56 Uhr
Die Talfahrt des DAX ist vorerst gestoppt, Anleger scheuen sich jedoch, mit Schwung an den Markt zurückzukehren. Die Anzeichen einer Schwäche in der Wirtschaft der Eurozone sind sehr deutlich.
Der DAX notiert bei 13.240 Punkten um das Vortagesniveau. Vor einer Woche hatte der deutsche Leitindex ein Zwischenhoch nahe 14.000 Punkten erreicht. „Die Euphorie ist erstmal verflogen“, sagt Christian Henke, Marktbeobachter bei Broker IG: „In den letzten Wochen haben die Marktteilnehmer die aktuellen Stressoren einfach verdrängt.“ Nach dem gestrigen Kursrückgang versuchen Anleger, den Schaden zu begrenzen.
Bettina Seidl, HR, über aktuelle Börsendaten
23.08.2022 12:13 Uhr
ING-Experten fassen die aktuellen Probleme des Marktes zusammen: „Anleger sind weiterhin besorgt über die zunehmend restriktive Geldpolitik der US-Notenbank. Zudem sorgt die für Ende Juli angekündigte Unterbrechung der russischen Gaslieferungen durch die Pipeline für ein Minus Auswirkungen auf Nord Stream 1″, kommentieren sie.
Die DZ Bank sieht mögliche Überraschungen
Geht es bald wieder aufwärts? DZ Bank-Experte Sven Streibel beließ seine Jahresendprognose für den DAX bei 14.500. Streibel geht davon aus, dass der Aktienmarkt zumindest kurzfristig anfällig für Kursschwankungen bleiben wird. Da das konjunkturelle Umfeld aber bereits entsprechende Gewinnkürzungen vorhergesagt hat und sich dies in den Kursen widerspiegelt, ist die Basis für positive Überraschungen und damit Upside-Potenzial gegeben.
Wirtschaftsupdate vom 23.08.2022
Klaus-Rainer Jackisch, Personal, 23.8.2022 09:52 Uhr
Die Eurozone vor der Rezession
Allerdings verschlechtert sich die Wirtschaftslage weiter: Ausgebremst durch die Erdgaskrise und die hohe Inflation steuert die Wirtschaft im Euroraum auf eine Rezession zu. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für den privaten Sektor, der das verarbeitende Gewerbe und die Dienstleistungen umfasst, fiel laut dem Finanzdienstleister S&P Global um 0,7 Punkte auf 49,2.
Das an den Finanzmärkten viel beachtete Barometer fiel auf ein 18-Monats-Tief. Sie liegt nun deutlich unter der Wachstumsschwelle von 50 Arbeitsplätzen. Der anhaltende Rückgang macht jedoch nach Ansicht vieler Experten eine Rezession im Wintersemester immer wahrscheinlicher.
Euro auf den niedrigsten Stand seit 2002
Der Euro ist auf ein 20-Jahres-Tief gefallen und bleibt unter dem Dollar. Mit 0,9909 erreichte die Gemeinschaftswährung ihren tiefsten Stand seit Ende 2002 und fiel um 0,1 Prozent unter den Stand, den sie am Vortag gegenüber dem Dollar erneut erreicht hatte. Im Juli ließen eine drohende Rezession in der Eurozone und eine Ausweitung der Zinsdifferenz zu den USA den Euro erstmals seit 2002 unter einen Dollar fallen.
„Angesichts hoher Energiepreise, Lohndruck, Materialengpässen, Problemen in der Lieferkette, Fachkräftemangel und einer schwächeren Weltkonjunktur bekommen Unternehmen viel Gegenwind“, sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Zudem gibt es neuerdings Signale, dass die US-Notenbank die Zinsen erneut deutlich anheben wird. Diese hatten in der vergangenen Woche den Dollar gestärkt und im Gegenzug den Euro belastet.
Kürzt die OPEC+ die Finanzierung?
Die Preise für ein Barrel (159 Liter) der Sorten Brent und WTI steigen heute. Marktbeobachter zitierten Aussagen des saudi-arabischen Energieministers Abdulaziz bin Salman, der auf eine mögliche Reduzierung der Ölförderung durch das Ölkartell OPEC+ hingewiesen hatte.
„Saudi-Arabien will sich möglicherweise vorbereiten, falls die Vereinigten Staaten einer Verlängerung des Atomabkommens mit dem Iran zustimmen, um eine Rückkehr an den Ölmarkt zu ermöglichen, um von Spekulanten als Einladung verstanden zu werden“, schrieben Commerzbank-Experten in ihrem Kommentar. Warenmarkt.
VW will in kanadische Minen für Batterierohstoffe investieren
Der Volkswagen Konzern plant, in Minen in Kanada zu investieren, um Rohstoffe für Elektroautobatterien zu sichern. „Wir eröffnen keine eigenen Minen, sondern wollen in kanadische Minen und Minenbetreiber investieren“, sagt Thomas Schmall, Vorstand Technik und Batterien der Gruppe. VW will Mengen und Preise durch langfristige Lieferverträge sichern, etwa im Rahmen eines Joint Ventures mit der VW-Batterietochter PowerCo. Heute soll eine Absichtserklärung mit der kanadischen Regierung unterzeichnet werden.
Kühne will den Lufthansa-Anteil nicht vom Bund
Lufthansa-Hauptaktionär Klaus-Michael Kühne will seinen 15-Prozent-Anteil nicht weiter erhöhen. Grundsätzlich sei er interessiert, sagte der Logistikunternehmer der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Einziger Großaktionär neben Kühne…