“Wir arbeiten mit Hochdruck an einem neuen Marktmodell” – Habeck will die Strompreise begrenzen
Stand: 08:47 Uhr| Lesezeit: 3 Minuten
Gasabgabe-Fiasko – Finanzminister Habeck steht weiter in der Kritik
Die Aufregung um die Gasumlage von Bundesfinanzminister Hambeck geht weiter. Von allen Seiten hagelt es Kritik, jetzt auch aus den Reihen seiner eigenen Laternenallianz. Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil fordert den Grünen-Minister zum Einlenken auf.
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Finanzminister Robert Hambeck (Grüne) ist für die Gasabgabe heftig kritisiert worden. Jetzt will er nachbessern – und gleichzeitig grundlegende Reformen gegen steigende Strompreise ankündigen.
Finanzminister Robert Habeck (Grüne) plant eine Reform des deutschen Strommarktes, um den starken Anstieg der Stromkosten einzudämmen. Insbesondere müssen die Preise von den Kosten entkoppelt werden, die dem jeweils teuersten Anbieter für die Stromerzeugung entstehen (sog. „Leistungsprinzip“).
Derzeit werden Erzeuger mit niedrigeren Kosten, wie Wind- oder Solarenergie, immer noch genauso bezahlt wie teurere, wie Betreiber von Gaskraftwerken. „Dass der höchste Preis immer die Preise für alle anderen Energieformen bestimmt, könnte sich ändern“, sagte Hambeck am Sonntag in einem Interview mit Bloomberg. “Wir arbeiten hart daran, ein neues Marktmodell zu finden.”
Allerdings muss die Bundesregierung darauf achten, nicht zu stark einzugreifen. „Wir brauchen funktionierende Märkte und müssen gleichzeitig die richtigen Regeln aufstellen, damit Marktpositionen nicht missbraucht werden“, sagt Habeck.
Auch der Finanzminister will beschleunigen
Die Europäische Kommission arbeitet bereits an Vorschlägen zur Reform des Strommarktes. Es kann jedoch viele Monate dauern, bis die Änderungen genehmigt und implementiert sind. Finanzminister Christian Lindner (FDP) sagte am Sonntag, die Bundesregierung müsse die steigenden Strompreise „mit aller Eile“ angehen. Lesen Sie auch Gleichzeitig wurde der Wirtschaftsminister für die Belastung von Erdgas kritisiert. Politiker von SPD und FDP baten ihn, noch vor der Kabinettssitzung am Dienstag ein überarbeitetes Konzept auszuarbeiten. „Manuelle Fehler sollten bis zur Kabinettssitzung beseitigt sein“, sagte FDP-Fraktionschef Christian Dürr der Bild. Die Erdgasabgabe dürfe “keinesfalls zu Mehrerträgen für die Unternehmen führen”. „Wir müssen aufpassen, dass staatliche Eingriffe die Energiekrise nicht verschlimmern“, warnte Durr. „Ziel unserer Maßnahmen sollte es sein, die Energieversorgung im Herbst und Winter sicherzustellen.“ Daher sei es unabdingbar, „die Energieversorgung zu erhöhen, auch durch Verlängerung der Laufzeit von Kernkraftwerken“.
Klingbeil kritisiert „technische Fehler“
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner sagte der Bild, die Kabinettssitzung in Meseberg sei “der richtige Ort und der richtige Zeitpunkt, um die Gasumlage neu zu verhandeln”. Die derzeit geplante Zuteilung sei „unfair: Weil sie Unternehmen, die sie nicht brauchen und über die Jahre Millionen gemacht haben, eine Chance auf Zusatzgewinne biete. Gleichzeitig verschärft es die sozialen Schwierigkeiten von Millionen von Verbrauchern.” Lesen Sie auch SPD-Chef Lars Klingbeil hatte zuvor dem Bundesfinanzminister der Grünen “technische Fehler” beim Bau der Gaskonzession vorgeworfen. Am Sonntagabend in der ZDF-Sendung „heute journal“ versprach Habeck erneut eine Überarbeitung der Gasumlage und verteidigte gleichzeitig die geplante Maßnahme zur Stützung des Energiemarktes grundsätzlich. Die Gasabgabe sei „ein unbequemer Schritt, eine unbequeme Entscheidung, aber eine notwendige Entscheidung“, sagte Habeck dem ZDF. „Unangenehm“ ist allerdings, dass Unternehmen sie sozusagen als Trittbrettfahrer ausnutzen, um Rechnungen zu stellen, Unternehmen, die das gar nicht brauchen. “Wir werden dieses Problem lösen”, versicherte Habeck. Lesen Sie auch Die Gaserhöhung soll Unternehmen entlasten, die wegen begrenzter Lieferungen aus Russland teures Erdgas woanders einkaufen müssen, um ihre Verträge zu erfüllen. Damit sollen Insolvenzen und Lieferausfälle von Unternehmen verhindert werden. Private Haushalte und Unternehmen zahlen ab Oktober den Zuschlag von 2,4 Cent pro Kilowattstunde, die Mehrwertsteuer auf den Gasverbrauch sinkt auf 7 Prozent. Von der Abgabe profitieren nach den aktuellen Regelungen auch Unternehmen, die in anderen Wirtschaftszweigen nicht in finanzielle Schwierigkeiten oder gar hohe Gewinne geraten.