Dass das Thema Aids das Leben von Ulrike Hoffmeister (63) nachhaltig beeinflussen würde, war nicht absehbar.  Doch schon früh wurde sie mit Krankheiten konfrontiert: Als sie sieben Jahre alt war, erkrankte ihr Vater an Krebs.  Er starb, als sie neun war.  Später erlebte er als Sozialarbeiter alle Stationen des Umgangs mit Aids, von den dramatischen Anfängen Mitte der 1980er Jahre bis zu den guten Behandlungsmöglichkeiten von heute.  Ulrike Hoffmeister ist im Juli als Leiterin der Aidshilfe in den Ruhestand getreten.

Frühes politisches Engagement Der frühe Tod und Abschied ihres Vaters habe in ihrer Familie große Spuren hinterlassen, sagt Ulrike Hoffmeister. Ihre Kindheit war jedoch sicher, die Atmosphäre liebevoll. Sie wurde 1959 in Brüssel geboren. Ihre Eltern führten einen Tabakladen, den ihre Mutter später alleine führte. In den 1960er Jahren, als ihr Vater erkrankte, sprach der Krebs noch nicht. Vater starb, ohne dass ihm jemand seine Diagnose mitteilte – damals sollte es den Kranken besser gehen. Ulrike Hoffmeister engagierte sich schon früh politisch. Er studierte Soziale Arbeit in Fulda. Während ihres Anerkennungsjahres in einer Einrichtung für Drogenabhängige ab 1984 begegnete sie erstmals HIV-Infizierten. Aids war auch für ihre schwulen Freunde ein großes Thema. Damals gab es noch viel Unklarheit und Diskriminierung – gegenüber HIV-Infizierten und schwulen Männern, mit denen damals fälschlicherweise Aids gleichgesetzt wurde. Ulrike Hoffmeister reagiert derzeit sensibler auf den gesellschaftlichen Umgang mit Affenpocken. Gesundheit war schon immer ein Thema Zwischen 1986 und 1989 gründete Ulrike Hoffmeister die Aids-Organisation in Pforzheim: Sie begegnete jungen Männern, die sich nicht trauten, ihren Familien von ihrer Homosexualität zu erzählen, und begleitete Infizierte bis zu ihrem Tod. Erst später wurden immer bessere Behandlungsmöglichkeiten entwickelt. Die Medikamente sind inzwischen so wirksam, dass die Infizierten meist ein normales Leben führen und andere nicht mehr anstecken können. Von 1990 bis 1993 arbeitete Ulrike Hoffmeister zunächst bei der Aidshilfe in Freiburg. Danach zog sie sich kurz aus dem Aids-Thema zurück, engagierte sich aber immer wieder für Gesundheitsthemen: Sie ließ sich zur Physiotherapeutin ausbilden und eröffnete mit Freunden eine Praxis. Sie arbeitete auch in der Beratung von Schwangeren und Menschen mit genetischen Risiken am Institut für Anthropologie und Humangenetik. 1998 wurde ihre Tochter geboren und sie zog mit ihrem Mann nach Basel. Nach der Trennung kehrte sie 2001 als alleinerziehende Mutter nach Freiburg zurück. Es folgte ein Fernstudium Public Health an der Universität Bielefeld. Und als 2003 die Verwaltungsstelle der Aidshilfe in Freiburg ausgeschrieben wurde, begann Ulrike Hoffmeisters dort eine lange Tätigkeit, die nun zu Ende geht. Viel wurde erkämpft, viel erreicht Dort hat sie in 19 Jahren große Fortschritte gemacht – und ist manchmal bei Themen hängengeblieben, die ihr wichtig waren. Unter anderem entstanden ein ursprünglich auf Männer ausgerichtetes Versorgungsnetz für berufstätige Frauen, spezielle Angebote für Geflüchtete und die Vorläufer der heutigen „Checkpoints plus“, wo anonyme Beratung, Tests und Behandlungen sowie Medikamente zur Prädispositionsprävention möglich sind (Prop . ) vorhanden ist, der vor Kontamination schützt. Der Kampf um Fördergelder sei schon immer zermürbend gewesen, resümiert Ulrike Hoffmeister. Und beim Thema Stigma möchte sie noch viel weiter gehen: “Es sollte für HIV-Infizierte genauso normal sein, über ihre Krankheit zu sprechen wie über Krebs”, sagt sie. Er findet die anhaltende Diskriminierung von Homosexuellen, Bisexuellen und Transgender beunruhigend. Es ist klar, dass sie sich der Aids-Organisation anschließen und irgendwie aktiv bleiben möchte – aber im Moment genießt sie viel Freizeit.