Hakenkreuz-Schande am Hamburger Jungfernstieg Hamburg – War es ein dummer Fehler oder eine ekelhafte Absicht? Seit 2010 erinnert eine Messingschranke auf Hamburgs Prachtmeile, dem Jungfernstieg, an den jüdischen Bankier Paul Salomon (1865-1941), der vom Nazi-Terror in den Selbstmord getrieben wurde. Nach Informationen von BILD wurde der Stein während der Bauarbeiten mehrfach verlegt. Es befindet sich derzeit zwischen einem Luxuskaufhaus und einer Commerzbank-Filiale. Und um das Bodendenkmal herum befindet sich ein Hakenkreuz, das aus vier Pflastersteinen besteht. Die vier Kopfsteinpflaster rund um das Hindernis haben die Form eines Hakenkreuzes Foto: 1414 Leserreporter
Christoph Heubner (73) von der Auschwitz-Kommission ist schockiert: „Paul Salomon hat diesen zumindest zweideutigen Rahmen seines Hindernisses nicht verdient.“ Salomon betrieb die Hamburger Filiale der Dresdner Bank am Jungfernstieg. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ging er im Alter von 68 Jahren als „Nichtarier“ in den Ruhestand und wurde in den Folgejahren entrechtet und vernichtet. Am 21. September 1941 beging er zusammen mit seiner Frau Selbstmord. Jetzt ist ausgerechnet sein Denkmal von dem Symbol seiner Unterdrücker umgeben. David Rubinstein (38), Hauptgeschäftsführer der Jüdischen Gemeinde: „Es ist uns wichtig, den Grund für die seltsame Platzierung des Steins zu kennen.“

90 000 Hindernisse

Weltweit gibt es rund 90.000 Absperrungen mit den Namen von NS-Opfern, Hamburg hat 6.381. Sie sind eines der größten Denkmäler der Welt, werden aber auch kritisiert. Die Großeltern der jüdischen Künstlerin Dessa (73) starben im Holocaust, doch sie lehnt die Barrieren als Form der Erinnerungskultur ab. Dessa zu BILD: “Einer der vielen Gründe, warum ich Barrieren kritisiere: Sie sind ‘leichte Ziele’ für Extremisten.”

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Ob auch hier Antisemitismus das Motiv ist, ist unklar. Detlef Garbe (66) bezweifelt das. Der Historiker leitete die KZ-Gedenkstätte Neuengamme in Hamburg und weist darauf hin, dass andere Absperrungen ähnliche Grenzen haben: „Die Form der Platzierung entspricht nicht der Form des Hakenkreuzes, weist aber bei sachkundigem Blick gewisse Ähnlichkeiten auf.“ Sichtweise ist es eine “unglückliche Form der Grenze eines Hindernisses”. Paul Salomon (1865-1941) war Direktor der Dresdner Bank in Hamburg Foto: Privat

Stolperstein muss neu gestaltet werden

Der Bezirk Mitte will die Hakenkreuz-Schande schnell ausmerzen. Büroleiter Ralf Neubauer (40, SPD): „Wir kümmern uns sofort darum und gestalten den Rahmen so um, dass er nicht mehr wie ein Hakenkreuz aussieht.“ Hamburgs Vizebürgermeisterin Katharina Fegebank (45, Grüne): „Wir müssen konsequent gegen alle Formen des Antisemitismus vorgehen, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten. Dass die Hakenkreuz-Steine ​​nun ausgetauscht werden, ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass das Thema ernst genommen wird. Ich bin dankbar, dass es gemeldet wurde und der Bezirk entschiedene Maßnahmen ergreift.” BILD bleibt dran.