Das ist die Welt von Habeck, aus der er stammt, der frühere langjährige Umweltminister von Schleswig-Holstein, der ab Ende 2021 Bundesminister für Wirtschaft und Energie ist. Aber in der IHK zu erscheinen, ist kein Zuhause trotz wiederholtem Applaus der 300 Besucher im Amphitheater. Die Vollversorgung mit erneuerbaren Energien ist noch weit entfernt, denn eine massive Energiekrise, die im Februar durch den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ausgelöst wurde, droht. Es gibt keine Heimspiele mehr und es gibt generell immer weniger verlässliche Regeln. „Wir sind in einer Phase, in der man sich ständig hinterfragen muss“, sagt Habeck.

Problem mit Trittbrettfahrern

Im Rahmen der täglichen Improvisation erläutert der Minister heute Morgen auch die Lücken bei der Erdgasumlage. Dieser Aufschlag der Verbrauchergemeinschaft soll Erdgasversorger vor dem Untergang bewahren, wenn ihnen angesichts stark steigender Erdgaspreise die Liquidität fehlt, um russisches Gas zu ersetzen. Aber die Idee ist noch nicht ausgereift, und das weiß der Minister. Lesen Sie auch Eurojackpot-Aktion online “Es gibt ein Problem mit Trittbrettfahrern, das anfangs nicht ausreichend erkannt wurde”, sagt Habeck über jene Unternehmen, die die Mittel einer Gasabgabe nutzen könnten, ohne sie tatsächlich zu benötigen. “Solche Trittbrettfahrer werden wir bei der Prüfung der Idee ausschließen, wir arbeiten daran.” Lesen Sie auch Der Finanzminister in der Kritik
Insgesamt erwartet Habeck eine Entspannung der Gaspreise. Anfang September waren 85 Prozent der deutschen Gasspeicher mit Erdgas gefüllt, deutlich mehr als noch vor Wochen erwartet: „Wir werden Gas nicht mehr um jeden Preis kaufen, also werden sich die Märkte beruhigen. In jedem Fall werden wir die Versorgungsunternehmen, die darauf angewiesen sind, mit dringend benötigter Liquidität versorgen. Deshalb wird es im Energiemarkt keine Kettenreaktion wie nach dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers zu Beginn der weltweiten Finanzkrise geben.“ Vor diesem Hintergrund erscheint die Aussicht auf eine vollständige Versorgung mit erneuerbaren Energien geradezu himmlisch. In den drei Küstenländern Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern arbeiten derzeit 53 norddeutsche Reallabor-Partner am kompletten Umbau der Energieversorgung, darunter alle großen Energieversorger des Nordens, Industrieunternehmen, Hochschulen, Forschungseinrichtungen und öffentlichen Verwaltungen.

Alles über die Wasserstoffstrategie

Über 300 Millionen Euro investiert die Industrie in 22 sogenannte „Demonstratoren“, hauptsächlich Elektrolyte zur Herstellung von „grünem“ Wasserstoff aus Wind- und Sonnenenergie. Aber auch zwischen den einzelnen Strom-, Wärme- und Kraftstoffmärkten werden im „Reallabor“ Pipelines und eine Reihe technologischer Schnittstellen geschaffen. Das Hambecker Ministerium fördert das auf fünf Jahre bis 2026 angelegte Netzwerkprojekt mit 52 Millionen Euro. „Die Wasserstoffstrategie, die in Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt auf dem Papier steht, wird hier umgesetzt“, sagt Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der sich zuletzt für neue Wasserstoffnetze in Argentinien, Uruguay und Chile eingesetzt hat. „Was wir hier tun, ist beispielhaft für das, was wir weltweit für den Klimaschutz brauchen.“ Hier finden Sie Inhalte Dritter Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Drittanbieter der eingebetteten Inhalte diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.
Deutschland bräuchte vermutlich schon viele Jahre früher Netze, die ein realistisches Gesamtszenario für eine Energiewende abbilden. Denn ein Projekt wie das norddeutsche Reallabor zeigt auch die enormen Defizite auf, die es für ein stärkeres Angebot erneuerbarer Energien, bei der Energiespeicherung, der Digitalisierung oder den Schnittstellen zwischen den Energiemärkten zu beheben gilt. Dieses Versäumnis ist Habeck jedoch nicht vorzuwerfen. Eher Union und SPD, die unter früheren Bundesregierungen jahrelang eine schnellere Transformation des Energiesystems hinausgezögert haben. Der Norden ist beim Ausbau erneuerbarer Energien deutlich weiter als der Süden Deutschlands. Dies liegt vor allem an der hohen Effizienz von Onshore- und Offshore-Windkraft. Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern können bereits rechnerisch für sich sorgen. Lesen Sie auch Kapazität vervierfachen?
Im Rahmen der gesamtdeutschen Energiewende wollen beide Länder die Erneuerbaren Energien deutlich ausbauen. Im norddeutschen Reallabor-Szenario wird Hamburg als Deutschlands größte Industriestadt und zugleich größter Hafen des Landes künftig überwiegend mit Ökostrom aus den angrenzenden Bundesländern versorgt. „Grüner“ Wasserstoff soll auch aus Ländern wie Dänemark, Island, Kanada, aber auch aus Saudi-Arabien und Australien importiert werden. Bei Wasserstoffprojekten zeichnet sich bereits eine neue Konkurrenz an deutschen Ufern ab: „Rostock wird der größte deutsche Hafen für den Import und die Verarbeitung von grünem Wasserstoff. Nehmen Sie den Sport, Herr Tschentscher“, sagte die stellvertretende Ministerin Ines Jesse (SPD) bei der veritablen Laborkonferenz für Hamburgs Ersten Bürgermeister. Mit großen Elektrolyseprojekten und einem neuen Pipelinesystem sieht sich die Hansestadt als wichtigster deutscher Wasserstoffhafen der Zukunft. Finanzminister Habeck wiederum dokumentiert, wie sich ein neuer Markt herausbildet: „Der Aufstieg der Wasserstoffwirtschaft ist inzwischen für viele Unternehmen und Kommunen zum Geschäftsmodell geworden. Ich gehe davon aus, dass wir noch in diesem Jahr den ersten grünen Wasserstofftanker in Hamburg sehen werden.“ Hier können Sie sich unsere WELT-Podcasts anhören Zur Anzeige der eingebetteten Inhalte ist Ihre widerrufliche Einwilligung zur Übermittlung und Verarbeitung personenbezogener Daten erforderlich, da die Drittanbieter der eingebetteten Inhalte diese Einwilligung benötigen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem Sie den Schalter auf „on“ stellen, erklären Sie sich damit einverstanden (jederzeit widerrufbar). Dies umfasst auch Ihre Zustimmung zur Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten an Drittländer, einschließlich der USA, gemäß Artikel 49 Absatz 1 Buchstabe a DSGVO. Hier finden Sie weitere Informationen dazu. Ihre Einwilligung können Sie jederzeit über den Schalter und über den Datenschutz unten auf der Seite widerrufen.