In den Meinungsumfragen schwebt Habeck nach wie vor vorn, er ist der beliebteste Politiker, weit vor der Kanzlerin und auch vor seiner grünen Kabinettskollegin Annalena Baerbock, mit der Habeck wohl vor der nächsten wieder um die Kanzlerkandidatur der Grünen antreten wird Bundestagswahl. Aber wie lange sein High anhalten wird, ist zweifelhaft. Die Unzufriedenheit im Land über die Gasabgabe steigt von Tag zu Tag, drei von vier Bürgern lehnen diese Maßnahme zur Unterstützung der Erdgasimporteure ab. Bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine war Habeck Bundesminister für Finanzen und Klimaschutz. Er ist jetzt Minister für hohe Energiepreise.

Das ist nicht die erste Kritik an Habeck

Einmal ist Habeck in diesem Jahr kritisiert worden. Ende Januar stoppte sie über Nacht die staatlichen Förderprogramme für energieeffiziente Häuser und zerstörte damit die Finanzierungsideen tausender Bauwilliger. Aber damals war die Situation anders als heute. Die Nachfrage nach den Zuschüssen war weitaus größer als die verfügbaren Haushaltsmittel. Die Kommunikation war holprig, aber die Situation war klar: Das Budget ist erschöpft. Etwas anders sieht es bei der Gasabgabe aus. Seit dem Frühsommer ist klar, dass Gasimporteure wie Uniper es sich nicht leisten können, Ersatzlieferungen aus Russland auf dem Weltmarkt zu kaufen, ohne dass ihnen jemand die Mehrkosten erstatten muss. Die Bundesregierung musste sich zwischen drei Modellen entscheiden: Kunden dieser Unternehmen mussten für die höheren Anschaffungskosten aufkommen. Die Mehrkosten verteilen sich auf alle Erdgaskunden. Oder die Gesellschaft als Ganzes, also die Steuerzahler, zahlt die Zeche. Habeck und seine Leute wählten den Mittelweg. Im Energiesicherheitsgesetz, kurz EnSiG, wurde der Paragraf 26 eingeführt, die „ausgewogene Preisanpassung“, also die Umlage.

Vertrieb voller Designfehler

Allerdings hatten die Designer einige entscheidende Details nicht bedacht. Dass auf solche Ausschüttungen beispielsweise auch Mehrwertsteuer erhoben wird, also noch 19 Prozent hinzukommen. Dass es auch Verträge mit Festpreisen und Fernwärmekunden gibt, die indirekt mit Erdgas heizen. Hambeck hatte Glück, die Mehrwertsteuerfrage wurde Finanzminister Christian Lindner (FDP) übertragen. In Berlin wurde gemunkelt, er sei dagegen, Gasimporteure allein mit Steuergeldern zu retten. Nach kurzem Briefwechsel mit der EU-Kommission wurde die Belastung reduziert: Die Mehrwertsteuer bleibt, aber der Gesamtsteuersatz wird gesenkt. Das Problem schien gelöst. Die Unternehmen meldeten daraufhin ihre Mehrkosten und es wurde bekannt, dass nicht nur angeschlagene Unternehmen wie Uniper die Abgabe wollen, sondern auch solche, die in ihren anderen Geschäftsbereichen gut verdienen. Ein “Schweinsgeld”, wie Habeck am vergangenen Donnerstag vor Geschäftsleuten in Münster klagte. Was zuvor Habecks Stärke war, die Meinungsfreiheit, wurde ihm heute Abend zum Verhängnis: Sein Vortrag war eine Mischung aus Fehlereingeständnissen und Selbstmitleid – eine große Chance für alle, die Habecks Popularität immer bezweifelt haben. Auch von SPD und FDP wird er kritisiert und ihm ein Ultimatum zur Nachbesserung gestellt. Dass nun auch noch der Vorwurf erhoben wird, Uniper habe den Umlageerlass mitgeschrieben, macht die Sache für Habeck nicht einfacher, auch wenn das Ministerium diese Darstellung zurückgewiesen hat.

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Auch wenn es die Ungerechtigkeiten der Spritsteuer beseitigt – es ist nicht Habecks einziges Problem. Noch wird in Deutschland viel Erdgas zur Stromerzeugung verbrannt, auch weil die Regelung, dass Kohlekraftwerke aus Reserven genommen werden müssen, für Betreiber so attraktiv ist, dass am Montag das zweite Kohlekraftwerk, Heyden in Nordrhein-Westfalen, in Betrieb genommen wird -Westfalen, ist wieder online. Und dann ist da noch der Stresstest der Stromnetzbetreiber, der nicht erst seit drei, vier Wochen läuft, wie Habeck am Sonntagabend dem ZDF sagte, sondern seit sechs Wochen. Welche politische Entscheidung auch immer aus dem Stresstest hervorgeht, für Habeck ist sie immer riskant. Wenn Deutschlands drei verbliebene Atomkraftwerke nach Jahresende weiterlaufen, werden die Grünen angreifen. Wenn die Halden wie geplant stillgelegt werden, wird Habeck der Minister sein, der eine relativ günstige Möglichkeit der Stromerzeugung abschneidet und damit die Energiepreise weiter in die Höhe treibt.