Die US-Regierung begrüßt die Überprüfung durch das Expertengremium. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, sagte am Montag: „Wir freuen uns, dass das Team auf dem Weg ist, die Sicherheit der dortigen Systeme zu überprüfen und die Arbeitsbedingungen des Personals zu bewerten.“ Er forderte Russland auf, den Inspektoren sicheren und ungehinderten Zugang zu gewähren. Kirby befürwortete erneut die Schaffung einer entmilitarisierten Zone um das Kraftwerk. “Ein Atomkraftwerk ist kein geeigneter Ort für militärische Operationen”, warnte er.

Die Reise als Chefsache

Es wird nicht erwartet, dass die UN-Agentur die Verantwortung dafür übernimmt, ob Russen oder Ukrainer in den letzten Wochen auf die Anlage geschossen haben. Laut früheren Ankündigungen geht es bei der Mission ausschließlich um Schadensanalyse und Erhöhung der Sicherheit. Dass Grossi, der das Rampenlicht nicht scheut, an der Spitze des 14-köpfigen Teams unterwegs ist, ist ungewöhnlich – und eine Botschaft an alle, intern wie extern: It’s all about the boss. Tagus Top-Jobs Finden Sie jetzt die besten Jobs und lassen Sie sich per E-Mail benachrichtigen. Den Grund für den verspäteten Start der UN-Mission in New York sieht man auch bei der IAEA. Dass Grossi als Kapitän der Mannschaft ins Spiel kam, soll die Verhandlungen hinter den Kulissen erschwert haben. Anstelle hochrangiger Reisen – mit möglichem Geltungsdrang – wäre wohl ein spezialisierter Einsatz von Beamten weniger problematisch. UN-Generalsekretär Antonio Guterres hat kürzlich deutlich gemacht, dass es keine Mission geben wird, die nicht von ukrainischem Boden ausgeht. Eine andere Route könnte von den Vereinten Nationen als Verletzung des ukrainischen Hoheitsgebiets interpretiert werden – denn Kiew war strikt dagegen, dass eine IAEO-Reise das Atomkraftwerk nur durch russische oder russische Bodenkontrolle erreichte. Die IAEO ist zweifelsohne eine der führenden Behörden, wenn es darum geht, den sicheren Betrieb eines Kernkraftwerks zu überprüfen. Wohl keine andere Organisation hat so viel Erfahrung in Sachen rund um die rund 450 Reaktoren in den Atomkraftwerken der Welt. Seit Jahrzehnten unterstützt die IAEO Betreiber in Sicherheitsfragen und überwacht gleichzeitig die Verwendung von Nuklearmaterial im zivilen Sektor. Die IAEO hat in den letzten Jahren wegen ihrer zentralen Rolle bei der Überwachung des iranischen Nuklearprogramms Schlagzeilen gemacht.

Positive Nachrichten aus Moskau und Kiew

Auch die großspurigen Unterstützungsbotschaften aus Moskau und Kiew sind ein Zeichen der Hoffnung. Russland sei an der IAEA-Mission interessiert und habe sich an ihrer Vorbereitung beteiligt, bestätigte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. “Russland ist offen für eine Zusammenarbeit.” Was die von Russland kontrollierten Gebiete betrifft, so wird den Experten die notwendige Sicherheit garantiert, sagte er. Für Moskau ist der Besuch vor allem aus Imagegründen wichtig. Die russische Seite will sich damit als verantwortungsvoller Nutzer und Betreiber der Atomanlage präsentieren. Damit soll die Beschlagnahme des Kernkraftwerks in der Südukraine durch russische Truppen legitimiert werden. Es besteht kein Zweifel, dass die bald zu erwartenden Bilder internationaler Nuklearexperten im Atomkraftwerk im Staatsfernsehen entsprechend verwertet werden. Gleichzeitig versucht Moskau, Kiew für die Bombardierung der Anlage verantwortlich zu machen. In den vergangenen Wochen machten sich beide Seiten immer wieder gegenseitig für die Eskalation verantwortlich. Im Zusammenhang mit dem von der Ukraine praktizierten Atomterrorismus sprach die Vertreterin des russischen Außenministeriums, Maria Zakharova. Kiew hingegen nutzt die internationale Aufmerksamkeit rund um das Atomkraftwerk, um nachdrücklich an den Krieg im Land zu erinnern. Die Ukraine hofft, dass der Besuch zur Entmilitarisierung des Kraftwerks als Vorstufe zur Rückkehr der ukrainischen Souveränität führen wird. Präsident Wolodymyr Selenskyj formulierte Kiews Ziel letzte Woche wie folgt: „Sie müssen Druck auf Russland ausüben, ihnen Ultimaten der internationalen Gemeinschaft stellen, dass sie sich zurückziehen müssen, ihnen die Technologie, die Bomben, die Waffen und die Menschen wegnehmen, die sie brauchen. nicht ganz verstehen, was los ist. und sie haben nichts mit Kernenergie zu tun.”