Bayern/Rheintal: Schweizer (21) hört bei Party Folter und unternimmt nichts
Ein Mann wurde während einer Xbox Live-Party gefoltert und mit dem Tod bedroht. Ein Rheintaler (21) hörte es, erstattete aber keine Anzeige bei der Polizei. Also wurde er strafrechtlich verurteilt. 1/8 Die Spieler standen über die Xbox Live-Party miteinander in Kontakt. Die Tat wurde live übertragen. Nachbarn hörten ein Geräusch und informierten die Polizei. Pixabay/VanDulty Es folgte eine Verfolgungsjagd, die an einem Spirituosengeschäft endete. NACHRICHTEN 5 Der Fahrer verlor die Kontrolle und versuchte zu fliehen… NACHRICHTEN 5
Bei einer Xbox-Live-Party vor zweieinhalb Jahren in Bayern wurde versucht, den Vater eines Spielers zu töten. Ein 21-jähriger Mann aus dem Rheintal war Zeuge der Tat. Mitte August wurde er wegen unterlassener Soforthilfeleistung verurteilt, weil er den Vorfall nicht bei der Polizei gemeldet hatte. Der Haupttäter folterte während des Livestreams den Vater eines Mitspielers. Als die Nachbarn die Polizei informierten, flüchtete der Angreifer im Auto des Opfers und verursachte auf der Flucht einen spektakulären Crash.
Kürzlich wurde eine Person aus dem Rheintal wegen unterlassener Soforthilfe verurteilt. So weit, so erstaunlich. Die Distanz zum Tatort und zur Tatausführung sind außergewöhnlich. In Not war Ende 2019 ein Vater in der Nähe von Nürnberg. Er erhielt Morddrohungen von Mitspielern seines damals 14-jährigen Sohnes. Die damals 23- und 21-jährigen Freunde aus dem Raum Köln (D) hatten von dem 14-Jährigen gehört, dass sein Vater ihn geschlagen habe. Sie wollten sich an ihm rächen und planten, ihn in einem Schrank in der Wohnung aufzulauern und den Vater zu schlagen, falls er ihn noch einmal schlug. Die Prügelstrafe solle auch Folter und gegebenenfalls Mord umfassen, teilte die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Förde auf Anfrage mit. Noch bevor die Jugendlichen den Plan ausführen konnten, eskalierte die Situation: Der 14-Jährige bedrohte seinen Vater mit einem Messer und kam daraufhin in eine Jugendabteilung.
Gebunden mit Kabelbindern
Doch die Youngster aus dem Kölner Raum setzten ihren Plan Stunden später in die Tat um – schließlich waren sie bereits auf dem Weg nach Bayern. Sie gaben vor, Polizisten zu sein, betraten die Wohnung und fesselten ihren Vater und ihre Schwester mit Stricken. Dem Vater wurde daraufhin mit einem Hammerstiel auf den Kopf geschlagen, ihm wurde die Luftzufuhr bis zum Atmen abgeschnitten und dreimal eine Scheinhinrichtung mit einer Pistole organisiert, wie das Portal Nordbayern.de schreibt. Unterdessen dachte die Schwester, die ebenfalls gefesselt war, dass ihr bald etwas Schlimmes passieren würde. Die gesamte Szene wurde per Live-Audio-Streaming im Xbox-Live-Chat übertragen. Vermutlich hörte der Sohn auch den verurteilten Rheintaler und mindestens zwei weitere Personen. Laut Staatsanwaltschaft ist unklar, wie viele Personen insgesamt gehört wurden.
Auto gestohlen und beschädigt
Der Lärm in der Wohnung erschreckte die Nachbarn, die die Polizei riefen. Die beiden Täter stahlen daraufhin das Auto des Vaters und verschwanden. Sie kamen jedoch nicht weit. Auf der Flucht vor der Polizei verlor der 23-Jährige die Kontrolle über den Ford Focus, der abhob, eine Wand durchschlug und in einem Spirituosengeschäft landete (siehe Fotogalerie oben).
1200 Franken für Bussen und Gebühren
Rheintaler, der das Verbrechen per Chat miterlebte, wurde von der Staatsanwaltschaft St. Louis verurteilt. Gallen Mitte August wegen unterlassener Nothilfeleistung. Er habe “dem Mann, der sich in unmittelbarer Todesgefahr befand, keine Hilfe geleistet, obwohl er zuvor, aber hauptsächlich während der Tat über die Xbox-Live-Party mit den Tätern akustisch verbunden war”, heißt es in dem Urteil. Unter diesen Umständen könnte von ihm erwartet werden, dass er die Polizei unterstützt oder informiert. Da der 21-Jährige dies nicht tat, wurde ihm eine bedingte Busse von 100 Tagespreisen von 30 Franken und eine Busse auferlegt. Insgesamt muss er 1200 CHF mit Gebühren und Kosten bezahlen. Zur Strafe gehört auch, dass Rheintaler ein Video per Whatsapp weitergeleitet hatte, das harte Pornografie zeigt. Außerdem werden beschlagnahmte X-Box-Konsolen zerstört. Der Haupttäter wurde in Deutschland zu sechs Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Sein Komplize erhielt eine Bewährungsstrafe, weil er Autismus hat. Auch der Sohn erhielt eine Jugendstrafe auf Bewährung. Der gefolterte Vater erlitt eine Gehirnblutung und lag anschließend wochenlang im Krankenhaus, während die Schwester während der Tat unter Todesangst litt. Vater und Tochter sind umgezogen. Tatsächlich konnten sie es nicht mehr ertragen.
unterlassene Nothilfeleistung
Florian Schneider, stellvertretender Kommunikationschef der Kantonspolizei St. Gallen, erklärt den Wegfall der Nothilfe generell (nicht den konkreten Fall oben): „Das ist von Fall zu Fall unterschiedlich und manchmal etwas kompliziert. Aber im Grunde geht es um Zivilcourage im weitesten Sinne“, sagt Schneider. „Sie haben vielleicht keine Ahnung, was Sie in einer Situation tun sollen, aber das Mindeste, was Sie tun können, ist, zum Telefon zu greifen und die Notrufnummer 911 anzurufen“, sagt Schneider. Es ist wichtig, dass die Polizei etwas unternimmt und hilft, so gut sie kann. „Niemand fordert die Menschen auf, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Aber dann, wenn sie sicher sind, sollten sie die Polizei oder eine andere Notrufnummer anrufen“, sagt Schneider. Es gibt Fälle, in denen klar ist, dass jemand keine Nothilfe leisten wird. In anderen Fällen kann man jedoch nicht scharf abgrenzen, wann man eine unterlassene Nothilfeleistung begeht. (AMJ) Verpassen Sie keine Neuigkeiten mehr Mit dem täglichen Update bleiben Sie bei Ihren Lieblingsthemen auf dem Laufenden und verpassen keine News mehr zum aktuellen Weltgeschehen. Holen Sie sich täglich das Wichtigste kurz und prägnant direkt in Ihr Postfach.